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Dienstag, 28. September 2010

Kein W-Lan, keine Bilder


(27. September)

Ich würde wirklich gerne ein paar Bilder hochladen, aber meine Suche nach einem W-Lan Café ist derzeit nicht vom Erfolg gekrönt. Im Internet wurden drei Cafés mit derartigen Angebot angepriesen: New York Coffee Cup, das Skylite Café und der Limetree. Das New York Coffee Cup scheint es nicht mehr zu geben, das Skylite bietet kein Internet mehr an und der Limetree hatte Stromausfall. Letzteres sah aber sehr nett aus, vielleicht werde ich da nochmal hinfahren. Allerdings befindet es sich wie alle anderen genannten Lokale in Bole, einem Stadtteil, der von meinem doch ein Stück entfernt ist. Im gleichen Stadtteil bietet außerdem wohl noch eine Hotellounge W-Lan an. Ich bin gespannt…

Ich erkenne bei den Taxis mittlerweile ein Muster: Die Fahrer sind alle immer vorbildlich angeschnallt, aber beim Beifahrer fehlt der Gurt (vier Taxifahrten = vier fehlende Gurte). Ich hatte in Kairo schon immer ein mulmiges Gefühl, wenn keine Gurte vorhanden waren - aber wenn der Fahrer einen hat und ICH NICHT, wird mir schlecht. Ich habe deswegen beschlossen, alle weiteren Fahrten auf dem Rücksitz zu verbringen.
Ansonsten scheint mir der Verkehr zwar gleich chaotisch wie der in Kairo, aber weniger überfüllt zu sein. Die Autos fahren grundsätzlich eine Spur langsamer und weniger aggressiv und die geringere Menge an Fahrzeugen macht die Fahrten etwas entspannter. Allerdings waren meine beiden ersten Tage auch durch Feiertage geprägt, insofern kann es morgen schon ganz anders aussehen.

Netterweise hatten mich meine Gastgeber heute morgen zum Frühstück mit eingeladen. Das Angebot habe ich gerne angenommen, dabei viel von der Stadt und dem sozialen Projekt, dass die beiden betreiben, erfahren. Dazu werde ich ein anderes mal mehr schreiben.
Außerdem habe ich mein erstes äthiopisches Gericht namens Ken´che (Q´ntschi oder so ähnlich ausgesprochen ;) ) gegessen. Das ist ähnlich wie Couscous, allerdings scharf gewürzt. Ich bin es zwar nicht gewohnt, schon morgens scharf zu essen, aber es hat sehr lecker geschmeckt. Dazu den berühmten äthiopischen Kaffee, der wohl aber milder zubereitet war, als er sonst im Lande getrunken wird. Dazu Zucker. Das erwähne ich deshalb, weil es auf dem Land nicht unüblich sein soll, Salz in den Kaffee zu geben. Erstens weil es günstiger ist als Zucker, zweitens wohl traditionell bedingt. So oder so, ich bleib beim Zucker. ;)

Liebe Grüße,
Armin

Servus, Addis - Dehna aderk, Armin

(26. September)
Ankunft 4 Uhr morgens am Flughafen Addis Abeba!
Der Flug war im Grunde angenehm, da das Flugzeug wenig besetzt war. Den fehlenden Nervfaktor durch zu viele Fluggäste machte aber ein junger Mann in der Nachbarreihe wett. Als selbsterklärter Businessman lief er zur Höchstform auf, als eine Gruppe hübscher äthiopischer Maids aus dem Yemen kommend sich in seine Nähe setzte. Bis zur Landung konnte der Gockel das Gackern nicht lassen… Skurril: Zum ersten Mal habe ich erlebt, dass jemand ernsthaft mit der Stewardess über die Anschnallpflicht beim Start diskutiert. Mit einem jovialen, mehrmals wiederholten „Malesh“ versuchte er eindringlich, die ägyptische Stewardess von seinem Standpunkt zu überzeugen, diese allerdings hatte wenig für seine Späßchen übrig. Die Spannung zwischen Passagier und Crew verstärkte sich noch im Laufe des Fluges, sodass irgendwann ein grimmiger Steward die Einzelbetreuung dieses Fluggastes übernahm . :)

Klaus Betz, der Leiter meiner Unterkunft, war so nett, mich vom Flughafen abzuholen. Auf der Fahrt durch das nächtliche Addis Abeba ist mir auch gleich das erste prophezeite Merkmal ins Auge gesprungen: Die Läufer in der Dunkelheit. Allein auf der Rückfahrt sind mir acht davon begegnet. Der Traum, in Haile Gebrselassies (s. Bild) Fußstapfen zu treten (nein, zu laufen, höhö….) ist hier omnipräsent.
Im Guesthouse angekommen, bin ich erst mal direkt ins Bett gefallen. Da ich schon wenige Stunden später am Goethe-Institut sein sollte, um den Schlüssel und eine erste Einweisung zu bekommen, war das nicht die schlechteste Entscheidung.
Das Goethe-Institut in Addis Abeba befindet sich auf dem Gelände der Universität, genauer gesagt in der Fakultät für Business und Economy. Von meiner Unterkunft ist es wirklich nur ein kleiner Fußmarsch von vermutlich 15 Minuten dorthin (ich hab mich kurz verlaufen, insofern hab ich ein bisschen länger gebraucht).
Das Institut selbst befindet sich in einem sehr schönen, fast herrschaftlichen Haus, ehemals der Wohnsitz von einem der Söhne Haile Selassies (a.k.a. der König der Könige). Der Gärtner, der dort wirklich sehr gute Arbeit leistet, hat sich dann auch die Zeit genommen, mir die ersten amharischen Worte beizubringen: Dehna aderk, Guten Morgen.

Im Anschluss konnte ich mir einen ersten Eindruck von Addis holen . Ich schlenderte vom Goethe-Institut zum Hauptgebäude der Universität, wo leider das Museum of Ethiopian Studies einer Zeremonie wegen geschlossen war.
Von dort bin ich dann im übertragenen Sinne etwas planlos, im wörtlichen Sinne vollkommen planlos, weitergezogen und hab mich anhand der gut eingeprägten Straßennamen durch die Stadt geschlagen. Witzigerweise dürfte ich damit die einzige Person in Addis sein, die die Straßennamen kennt. ;) Zur Orientierung dienen hier eher Merkmale und spezielle Orte. Für mich hat sich der Lion Park, der hiesige Zoo als gute Anlaufstelle erwiesen, da die Russia Street, in der ich wohne, hier beginnt.

Von Addis Abeba habe ich sonst an meinem ersten Tag so gut wie gar nichts und recht viel gesehen. Ca. zweieinhalb Stunden bin ich einfach mal zu Fuß durch die Stadt gezogen, auf der Suche nach einem ansprechenden Lokal. Blöderweise bin ich aber noch zu europäisch, um mich in die Straßencafés zu setzen. Wenn ich bedenke, in was für Bruchbuden wir als Schüler unterwegs gewesen sind, kaum zu glauben.
Das Stadtbild von Addis Abeba unterscheidet sich stark von Kairo, zumindest dem der letzten Jahre. Die Armut ist allgegenwärtig, zumindest dort, wo ich gewesen bin. Zwischen den Hochhäusern stehen die windigen Wellblechhütten oder zumindest kleine, wenig vertrauenerweckende Häuschen, die aber als Apotheken, Geschäfte und Optiker bezeichnet sind. Immer wieder liegen Obdachlose an den Straßenseiten, eingehüllt in Tüten, und die Bettelei ist stärker ausgeprägt als im heutigen Kairo. Vor allem Kinder umringen einen und zupfen an den Kleidern. Für mich fürs Stadtbild prägend waren vor allem die vielen Tierkadaver, die nicht weggeräumt werden. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob die Hunde schlafen, aber sie sehen so ausgemergelt aus, dass ich es mir beim besten Willen nicht vorstellen kann. Wenn ich morgens das Haus verlasse, grinst mich ein gehörter Ziegenschädel an.

Dabei muss man sagen, dass Addis das Potential zu einer wunderschönen Stadt hat. Durch das hügelige Fundament ergeben sich immer wieder schöne Ausblicke, die Luft ist frisch, das Klima sehr angenehm. (Ich muss mit meiner Ankunft großes Glück gehabt haben, denn die Regenzeit scheint tatsächlich mit meiner Landung geendet zu haben. Klaus jedenfalls meinte, er habe seit Monaten nicht mehr einen so schönen, blauen Himmel gesehen. Vermutlich hatte ich ein wenig ägyptisches Klima im Rucksack...)
Die Stadt ist grüner als ich erwartet habe, die Pflanzen gedeihen aufgrund des hohen Niederschlags und mit den oben genannten Aspekten wäre Addis eine echte Traumstadt, wäre nicht der Müll, der Schotter und die Armut an jeder Ecke so präsent.

Die Äthiopier in der Stadt sind sehr unaufdringlich. Man wird zwar beäugt (kein Wunder, viele Weiße habe ich nicht gesehen), aber angesprochen kaum. Drei junge, freundliche Polizisten haben dem ver(w)irrten Europäer Richtungsangaben gemacht und mich mit den Standardfloskeln begrüßt und willkommen geheißen.

Nachdem ich, mit Notebook und dicker Jacke bewaffnet, allmählich die Lust an der Latscherei verloren hatte und keine Ahnung mehr hatte, wo ich war, habe ich mir dann ein Taxi gerufen. Die sind im Grunde wie in Kairo alte, zusammengeflickte Autos, hellblau-weiß gestrichen, wie übrigens alle öffentlichen Verkehrsmittel. Die Taxifahrt läuft hier im Grunde wie in Ägypten, man handelt einen Preis aus und zahlt als Ausländer freilich mehr. Wie ich im Nachhinein von Ruth Betz, einer Äthiopierin, erfahren habe, bin ich aber ganz gut weggekommen. Bei einer späteren Taxifahrt habe ich dem Taxifahrer einfach gefragt, was er für angemessen hält, und auch da war der Preis fair.

Gegessen habe ich dann im Pizza Corner, das mir im Internet empfohlen wurde. Und was? Genau! Pizza. Eine Sünde für weltoffene Globetrotter, eine Sicherheitsvorkehrung für skeptische Europäer mit empfindlichen Magen. Das Restaurant führt zwar auch einheimische Gerichte, aber ohne Beschreibung. Auf Nachfrage antwortete der Kellner „Beef!“, aber das war mir dann zu ungenau... :)

Die Heimfahrt bin ich dann im Minibus angetreten. Auch das war eine positive Erfahrung. Die Minibusse sind von zwei Personen besetzt, einem Fahrer und einem Kassierer, der an den Haltestellen ausruft, wo es denn hingeht. Während der Fahrt tippt der Junge dann die einzelnen Gäste an und verlangt das Fahrtgeld. Die genauen Kosten waren mir nicht bekannt, also habe ich einen Fünf-Birr-Schein gereicht (was ganz grob vielleicht 25 Cent sind) und nicht erwartet, was zurück zu bekommen. Tatsächlich hat mir der Junge dann drei Birr zurück gegeben, was mich ehrlich überrascht hatte. Von Ruth habe ich erfahren, dass sie mal erlebt hatte, wie einer der Jungs einem Ausländer weniger Geld zurückgegeben hatte und daraufhin die anderen, einheimischen Gäste laut protestiert hatten.

Daheim angekommen bin ich lediglich dazu gekommen, meinen Koffer auszupacken und die Schränke einzuräumen. Bereits um sechs Uhr abends bin ich müde ins Bett gefallen und habe die Nacht durchgeschlafen. Das war aber auch dringend nötig. :)

Liebe Grüße,
Armin

Samstag, 25. September 2010

Kurzer Zwischenstop in Kairo...


Ai ai ai, wie schnell das geht. Heute Nacht geht der Flieger weiter nach Addis Abeba - Zeit, um den kurzen Aufenthalt in Kairo in wenigen Worten zusammen zu fassen.

Nach der Ankunft wurde ich mit der schrecklichen Erkenntnis konfrontiert, dass mein Notebook nun die ägyptische Luft wohl nicht vertragen und sich für die Frührente entschieden hat. Denkste, kleines, anfälliges Acer... hab es gleich in die Werkstatt geschickt, aber in weniger als zehn Wochen wird es nicht zurückkommen.

Da ich ohne Notebook aber nicht überlebensfähig bin, musste ein neues her. Nun kuschelt ein feines Lenovo auf meinem Schoß, während ich vom Bett aus tippe. Sicherlich kein High-End-Gerät (nennt man doch so, oder?), aber für meine Belange ausreichend. Gekauft im Carrefour, dem furchteinflößenden Hypermarkt. Bin zufrieden,aberdieLeertasteisteinwenigunsensibel.

Apropos Carrefour, ich träume immer noch von diesen komplett überzuckerten, in Schokosauce getränkten Zimtrollen. Kulinarisch bin ich in diesem Urlaub damit auch voll im Lot, ich hatte Koshari, Sakkara, Zimtrollen, McDonalds und Pizza Hut und damit beinahe alles, was zum Kairo-Aufenthalt gehört, außer dem ehemals obligatorischen Besuch beim SemSema, der Straßenbude unserer Jugend. Da mein Immunsystem aber nach so vielen Jahren Deutschland mit dem dort servierten Shawerma nicht mehr fertig werden dürfte, habe ich das bewusst ausgelassen.

Ansonsten verliefen die letzten Tage sehr angenehm. Ein bisschen Kultur (für künftige Kairobesuche dringend merken: Das neu restaurierte fatimidische Viertel ist wirklich sehenswert), viel Essen (s.o.) und vor allem viel Entspannung.
Es hat hier locker 30 Grad, die Sonne scheint durchgehend....
Um meinen angenehmen Lebenstil zu veranschaulichen, ergänze ich diesen Beitrag auch mit einem markigen Foto vom heutigen Golfspiel. ;)

Für die Opernfreunde sei noch kurz der Abend in der Cairo Opera erwähnt. Man hat nicht oft die Gelegenheit, Figaros Hochzeit auf Arabisch zu sehen. Ich war ja skeptisch, aber es hat gut funktioniert, zumal einige der Sänger wirklich außergewöhnlich gut waren... Daheim werde ich sie aber weiterhin auf Italienisch hören.

Ansonsten bleibt anzumerken, dass ich diese vier, vollverwöhnten Tage absolut genossen habe und nun gespannt nach Addis Abeba blicke.

Ich verabschiede mich fürs Erste und schicke ganz liebe Grüße nach Deutschland. Ich hoffe, es geht euch auch gut. Von den Münchnern weiß ich es ja, schließlich ist grad' Oktoberfest... ;)

Liebe Grüße,
Armin

Dienstag, 14. September 2010

Langsam kribbelts...

Nun ist der 14. September auch gleich vorbei. Somit sind es noch 5 Tage für mich im schönen Eismerszell (wer es nicht kennt, das ist bei Moorenweis... das wiederum liegt bei Jesenwang... gleich um die Ecke von Grafrath...). Mit meiner Abreise dürfte die Einwohnerzahl hier um gefühlte 20% fallen....

Kurz zur Einleitung: Am 20. September fliege ich nach Kairo, besuche dort für ein paar Tage meine Eltern und mach mich dann weiter auf den Weg nach Addis Abeba, wo ich am 25. September ankommen werde. Ich werde dort für drei Monate ein Praktikum beim Goethe-Institut absolvieren. Dieser Blog hier hat dann im Grunde zwei Funktionen:
Erstens möchte ich ihn als Tagebuch nutzen. Ich finde es schön, sich Erinnerungen aufzuschreiben, aber da ich weiß, wie inkonsequent ich bin, wenn es um tatsächliche Tagebücher geht, verknüpfe ich das mit Zweitens, um die Menschen, die gerne weiterhin ab und zu etwas von mir hören wollen oder sich vielleicht für ein paar Erfahrungen aus Addis interessieren, auf dem Laufendem zu halten.

Heute erscheint mir ein geeigneter Tag, um mit dem Bloggen anzufangen. Warum? Weil heute meine letzten Sorgen bzgl. eines reibungslosen Aufenthalts zerstreut wurden. Zum einen habe ich heute meinen Pass samt Visum von der Äthiopischen Botschaft in Berlin zurückbekommen, zum anderen habe ich die Zusage für ein Zimmer in meinem bevorzugten Hostel erhalten. Dieses wirkt zwar einfach, ist aber für meine Ansprüche absolut ausreichend und mit 4,50 € pro Nacht unschlagbar günstig. Außerdem liegt es nicht weit weg vom Goethe-Institut, wirklich ideal.
Jetzt muss ich noch meine Nachimpfungen morgen Früh holen, dann ist soweit alles auf meiner "großen" Liste erledigt.

Auch kann ich nun den "Fotoapparat" von der Besorgungsliste streichen, an dieser Stelle noch einmal ein rieeeeeeeeeesiges Dankeschön an die liebe Sunny. Das Logo wird folgen... ;)

Ich weiß leider noch nicht, wie regelmäßig ich zum Schreiben kommen werde. Das liegt vor allem daran, dass ich keine Ahnung habe, ob ich mir für daheim Internet besorgen kann. Vor Ort werde ich das erfahren - ich hoffe ja auf funktionierendes UMTS. Ansonsten gibt es in Addis wohl zahlreiche Cafés, für die Kunden-WLan längst Standard ist, d.h. ich werde schon Möglichkeiten finden. :) Außerdem hängt es natürlich davon ab, was ich so erleben werde. Ich habe nicht vor, euch von dem Geschmack meiner Zahnpasta zu berichten. Dafür gibt es schließlich Facebook....

Für heute verbleibe ich mit einem Gute-Nacht-Gruß und hoffe, euch bald mit Bildern und Erlebnissen aus Addis Abeba versorgen zu können!

Liebe Grüße,
Armin