Mittwoch, 17. November 2010
Wenn der Berg ruft....
Jetzt nutze ich die kurze Gunst der Stunde, um ein paar Zeilen zu hinterlassen. Es ist nämlich keineswegs so, dass ich hier nicht wüsste, was mit meiner Zeit anzufangen wäre. Tagsüber wird gearbeitet, abends stehen andere Aktivitäten an, so dass kaum Zeit zum Schreiben bleibt.
Die letzten zwei Wochenenden standen ganz im Zeichen der Mogli! Mogli, das ist ein Gipfel des Wuchacha-Berges, nicht allzu weit weg von Addis Abeba, und ragt 3.400 Meter in die Höhe. Mit anderen Worten... war'n Dreitausender, nä?
Öffentlich Reisen ist in Äthiopien, speziell mit mangelnden Sprachkenntnissen, immer eine kleine Herausforderung. Deswegen haben wir es auch das vorige Wochenende nicht hinbekommen, dorthin zu kommen. Das erste mal sind wir in einer falschen Stadt gelandet und haben einen anderen Hügel bestiegen, das zweite Mal sind wir im anliegenden Meta-Beer-Park (eine Brauerei mit Gaststätte und kleinen (!) Attraktionen versackt.
Letztes Wochenende haben wir es dann aber doch geschafft und es war einer der großartigsten Tage überhaupt. Der Ausblick vom Gipfel war überragend und ich werde immer noch melancholisch, wenn ich mir die Bilder ansehe. Nach etwa 4 Stunden hatten wir die Mogli bezwungen, und ich lege Wert auf die Weiblichkeit dieses Gipfels, denn Mogli ist für die umlebenden Farmer auch eine Göttin. Das ist ein interessantes Beispiel dafür, wie sich, gerade in den ländlichen Regionen, Christentum und alter Naturglaube noch immer vermischen. Die Bauern, obwohl Orthodoxe Christen, bringen dem Gipfel Opfergaben, um auf Nummer sicher zu gehen.
Fantastisch waren auch die kleinen Bauernhöfe, die aus Strohhütten bestehen und mit kleinen Palisaden umzäunt sind. Eindrücke wie aus einer anderen Zeit...
Einer der Bauern war so nett, uns beim Abstieg eine Abkürzung in den Bierpark zu zeigen. Dass der Weg für Kletterunerfahrene in Turnschuhen etwas halsbrecherisch ist, hat er uns nicht gesagt. Das größere Problem bereiteten uns allerdings die Guards, die uns dabei entdeckt hatten und zunächst wenig zimperlich, verständnislos und unkooperativ zeigten (O-Ton: "Hätten wir ein Gewehr, würden wir euch jetzt erschießen!").
Das wohlverdiente Bier haben wir dann doch noch bekommen. Und wurden Zeugen dessen, was passiert, wenn Gruppen betrunkener Jugendliche aneinander geraten: Eine Massenschlägerei mit, ich würde schätzen, 30 Beteiligten, die sich gegenseitig mit Fäusten traktierten.
Überhaupt war dieser Tag, so grandios er war, leider auch meine Premiere an wirklich schlechten Erfahrungen mit Äthiopiern. Die Busfahrt zurück nach Addis Abeba verbrachten wir, zwar nicht ausschließlich, aber überwiegend, mit einer Horde Saufnasen. Und deren Verhalten ist unabhängig von Nation und Herkunft - sie pöbeln, sie belästigen, sie beleidigen. Speziell unsere äthiopische Freundin war massiven Schmähungen ausgesetzt. Übrigens nicht ungewöhnlich: Erst wenige Tage vorher hatte mir eine andere Freundin erzählt, dass sie regelmäßig beschimpft wird, wenn sie mit Weißen unterwegs ist. Ich selbst hatte bisher noch keine Erfahrungen dieser Art gemacht, aber vielleicht ist das manchmal die Gnade der mangelnden Sprachkenntnisse. Wie dem auch sei: Idioten und Rassisten gibt es hüben wie drüben. Die riesige Zahl der positiven Erfahrungen mit Äthiopiern lässt solche Momente nichtig und belanglos erscheinen.
Letzte Woche hatte ich meine ersten, richtigen Magenprobleme - vier Tage lang Krämpfe, dann wars aber auch wieder gut. Semsema-gestählte Därme eben...
Mehr zu schaffen macht mir mein Knie. Meine Einsatzbereitschaft beim gestrigen Volleyball hat ihren Preis, einmal blöd auf dem Knie landen, schon tuts weh. Tja, man ist halt keine 25 mehr... heute werde ich auf, natürlich höchstbeeindruckende, Rettungsaktionen verzichten. Schließlich muss mein Knie bis spätestestens Sonntag wieder voll intakt sein. Dann ist nämlich der "Great Ethiopian Run", ein Stadtlauf in Addis und vielleicht das Event des Jahres hier. Auf einer Strecke von 10 km läuft jeder, der ein Ticket bekommen konnte durch die Stadt. Die Läuferschaft ist gespalten - manch einer versucht, gute Zeiten zu erzielen, andere nutzen das ganze mehr als Spaßveranstaltung. Für diese ist es üblich, zwischendurch einen Kaffee zu trinken, sich zu sonnen und die Strecke eher zu spazieren. Ich bin noch unschlüssig - Würd den Lauf ja gerne gewinnen, aber meine Chancen stehen etwas ungünstig (liegt allein der ungewohnten Höhenluft). Es könnte daher auf Kaffeesonnenspaziergang hinauslaufen.
Soweit von mir! Ich hoffe, Euch geht es gut!!!
Liebe Grüße,
Armin
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recht hast du, dass du auch deine freizeit gut nützt, die tage vergehen wie im fluge, es bleibt dir nur noch 1 monat in diesem interessanten land....
AntwortenLöschenschöne bilder und impressionen! danke fürs teilhaben lassen! ich hatte schon darauf gewartet!