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Donnerstag, 28. Oktober 2010

Born on the 19th of July


Ein kurzer Zwischenruf in eigener Sache!

Ich möchte euch meine lieben Mitbewohner vorstellen:

Links seht ihr Crispy, unseren Wachhund, der , wenn er mich nicht gerade liebestoll anspringt oder sich vor mir auf den Rücken schmeißt, einen guten Job macht. Nachts höre ich ihn manchmal jaulen, dann vertreibt er mit den anderen Hunden in der Nachbarschaft die Hyänen, die sich in die Stadt schleichen.



Meine beiden anderen (leider mittlerweile Ex-) Mitbewohner sind Charly und Blacky. Wer jetzt welcher ist, dürft ihr selber rausfinden. :)
Blacky ist ziemlich schüchtern und braucht eine Weile, bis er sich einem anvertraut. Charly hingegen ist mir schon am ersten Tag ins Zimmer gefolgt und hat sich demonstrativ in die Tür gestellt, dass ich diese nicht mehr schließen konnte.
Leider sind die beiden, die übrigens Crispys Nachwuchs sind, nicht mehr bei mir, sondern bei ihrer Mutter im Projekt meiner Gastgeber, wo sie auch zu Wachhunden reifen sollen, ganz wie der Papa halt. Ich werde aber demnächst das Projekt besuchen, dann sehe ich sie wieder.
Achja, und sie sind am 19. Juli geboren. Keine Ahnung, woran es liegt, dass ausgerechnet zu diesem Datum immer nur so schnuckelige Lebewesen auf die Erde plumpsen.

Ich hab noch eine Mitbewohnerin. Sie heißt Lucy, und ich mag sie nicht. Ist eine Katze, und dementsprechend nervig, weinerlich und uninteressant. Wenn ich mein Fenster offen lasse, klettert dieses Mistvieh in mein Zimmer und reibt ihr Fell in meine Pullover. Ich werde mir bei Gelegenheit eine passende Gegenoffensive überlegen.

Liebe Grüße,
Armin

Dienstag, 26. Oktober 2010

Revolution, Roter Terror und die Stasi…

Am Sonntag stand mal wieder ein Museumsbesuch an, und zwar erst Anfang diesen Jahres eröffnete Red Terror Martyr’s Memorial. Es gedenkt der Opfer des sogenannten „Roten Terrors“, als das sozialistische DERG-Regime den Kaiser absetzte und die Macht in Äthiopien ergriff.

Ja, richtig, es ist mal wieder Zeit für einen History-Beitrag... ;)

Heute widmen wir uns einem der dunkelsten Kapitel der Äthiopischen Geschichte. Beginnen wir mit der Ausgangslage:

Anfang der 70er Jahre gerät das Kaiserreich in eine schwere Krise. Kaiser Haile Selassie ist zur Untätigkeit vergreist, die Gesellschaft ist durchzogen von Korruption und Repression. Die Bauern leiden unter hohen Abgaben an die Großgrundbesitzer. Das Bürgertum strebt auf und sieht sich durch den Adel eingeschränkt. Die Dürrekatastrophe 1973 sowie die Ölkrise führen zur Inflation, diese haben Streiks und Demonstrationen zur Folge.

An der Addis Abeba-University (damals Haile-Selassie-University) wächst der Einfluss des sozialistischen Gedankenguts, einerseits bedingt durch Westen und Osten, aber auch durch den Einfluss anderer afrikanischer Staaten, deren politische Entwicklung bereits weiter fortgeschritten ist. Die Studentenbewegungen gelten als Hauptinitiator der Proteste, als im Laufe des Jahres 1974 Teile der Armee sich anschließen, ist das Ende der Monarchie absehbar.

Im Juni 1974 gründet sich der Derg (zu deutsch: Komitee), das „Koordinationskomitee der Streitkräfte, Polizei und Territorialarmee“. Ziel des Derg ist es, die Korruption im Militär und die Unruhen der Soldaten zu unterbinden. Vorsitzender des Derg wurde der Major Mengistu Haile Mariam, dessen Macht in den nächsten Monaten so rapide zunahm, dass er bald nicht nur etliche Minister und Gouverneure inhaftieren konnte, sondern auch einstige, nun unbequeme Weggefährten nicht verschonen musste.

Am 12. September 74 wird Kaiser Haile Selassie in einem blutigen Putsch gestürzt, der Derg übernimm drei Tage später als Provisorischer Militärischer Verwaltungsrat die Kontrolle. Die Protestbewegungen spalten sich, aber die gemäßigten Kräfte unter den Studenten und Militärs können sich nicht durchsetzen. Die Revolution frisst ihre Kinder – Werden zunächst nur Mitglieder der Kaiserfamilie und andere Adelige verfolgt, wird im gleichen Jahr der angesehene General Andom erschossen, mit ihm eine der populärsten Personen des Landes und ein Hoffnungsträger für die Integration des Vielvölkerstaates.

1975 wird die Monarchie offiziell abgeschafft, der Marxismus-Leninismus als Staatsideologie deklariert. Mengistu Haile Mariam propagiert die klassenlose Gesellschaft. Er wird für die Verstaatlichung sämtlicher Industrien und Länder sorgen, lässt Bauern durch eine Landreform umsiedeln und enteignet Unternehmer und Industrielle. Es dauert nicht lange, bis Oppositionelle gleichgeschaltet oder umgebracht werden. Allein bis 1977 lässt der Derg Zehntausende verhaften, foltern oder exekutieren. Die Pressezensur wird strenger, als sie unter Haile Selassie je gewesen ist. Der „Rote Terror“ ist ins Rollen gekommen. Insgesamt, so wird heute geschätzt, werden ca. eine halbe Million Äthiopier dem Faschismus zum Opfer fallen, darunter vor allem Studenten und Jugendliche, aber auch Kinder. Damit sind alleine die politisch Verfolgten gemeint, nicht die Todesopfer, welche die Misswirtschaft der Sozialisten forderte.

Die Eingriffe Mengistus in Landwirtschaft, Handel und Produktion brachten die Wirtschaft Äthiopiens bald zum Erliegen. In den 80er Jahren konnte das Land die Dürreperioden nicht mehr kompensieren, es kam zur großen Hungersnot 1984, für die Regierung eine nicht lösbare Katastrophe, zumal Gelder, auch die Entwicklungshilfen nach dem wellenschlagenden BBC-Report, weiterhin munter in den Ausbau des Militärs flossen.

Um einen kurzen Eindruck zu vermitteln, unter welchen Bedingungen die Äthiopier unter dem Derg lebten, möchte ich ein paar Zitate nennen:

Militärstreifen […] und rekrutierte Hilfswillige trieben jugendliche „Staatfeinde“ mit MG-Garben durch die Straßen. Sie konzentrierten die Treibjagd auf die 12- bis 25jährigen, denn den stärksten Rückhalt hat die EPRP bei Schülern und Studenten.

Die zerschossenen Leichen wurden von dem Kommandos zur Abschreckung oft stundenlang liegen gelassen. Hinter der deutschen Schule schmorten einen ganzen Tag lang 16 tote Schulkinder in der Sonne. An der Ambo Road, 20 km westlich von Addis, warfen Kebele-Killer 18 ermordete Schüler in die Abfallgrube einer Fleischfabrik. Eltern, die tags darauf in Tierskeletten und verwesenden Innereien nach Leichen stocherten, wurden mit vorgehaltener Waffe verscheucht. Dörfler mußten zusehen, wie ihre Kinder von streunenden Hunden und Hyänen zerfressen wurden.

[…]

Die meisten Toten gibt es stets am Wochenende, wenn in den Kebele der Kodikalla fließt, hochprozentiger Maisschnaps. aus dem gefährliche Fuselöle nur unzulänglich herausdestilliert sind. Oft reicht ein anonymer Tip an den Kebele-Vorsitzenden, um einen ungeliebten Nachbarn verschwinden zu lassen.

SPIEGEL, 24/1978

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40887619.html

Längst ist Äthiopien ein Überwachungsstaat der übelsten Sorte geworden. Unter Mithilfe der Sowjetunion, Kubas und der DDR werden Folter- und Überwachungsmethoden ausgefeilt. Die DDR hat mehrere hundert Experten im Land, Honecker und Mengistu schließen eine Reihe von Kooperationsverträgen ab, Stasi-Mitarbeiter unterrichten die äthiopische Miliz innerhalb einer sogenannten Spezialuntersuchungsabteilung. Lieferungen von „Material für Sonderaufgaben“ (Schlagstöcke, Handschellen etc.) werden aus Ostberlin nach Addis Abeba geliefert.

Die Führer im oben genannten Museum sind übrigens meistens Opfer des Terrors gewesen, haben viele der Foltermethoden am eigenen Leib erlebt. Ich möchte nicht schreiben, was sie erzählt haben, aber vielleicht so viel dazu anmerken, dass es dabei kein Tabus gegeben hat.

Ein weiteres Zitat stammt von dem polnischen Journalisten Ryszard Kapuscinski:

Um die Situation in den Griff zu bekommen und die Opposition zu entwaffnen, ordneten die Behörden eine allgemeine Fetascha an. Wir werden pausenlos durchsucht. An der Straße, im Auto, vor dem Haus, vor dem Geschäft, vor dem Postamt, vor der Eingang zum Büro, zur Redaktion, zur Kirche, zum Kino. Vor der Bank, vor dem Restaurant, am Marktplatz, im Park. Jeder kann uns durchsuchen, denn niemand weiß, wer dazu das Recht hat und wer nicht; es ist besser, man stellt keine Fragen, das würde alles nur schlimmer machen, am besten, man gibt nach. Ständig durchsucht uns jemand: Irgendwelche zerlumpte Kerle, Stöcke in Händen, stellen sich uns wortlos in den Weg und breiten die Arme aus, das bedeutet, dass auch wir die Arme ausbreiten sollen - und uns zur Durchsuchung bereitmachen; nun holen sie alles aus unseren Aktenmappen und Taschen, inspizieren es, runzeln die Stirn, wackeln mit dem Kopf, beraten sich untereinander, dann tasten sie über unseren Rücke, den Bauch, die Beine, die Schuhe, und dann? Dann ist nichts - wir dürfen weitergehen, bis zum nächsten Ausbreiten der Arme, zur nächsten Fetascha. Nur, dass die nächste vielleicht schon ein paar Schritte weiter ist, und dann fängt alles wieder von vorne an. [...] Wir müssen uns jedes Mal von neuem, alle paar Meter, alle paar Minuten, wieder und wieder entlasten, rechtfertigen, Absolution erhalten. [...] Aber am häufigsten sind die Amateurfetaschas, an die man sich bald gewöhnt. Viele machen auf eigene Faust eine Fetascha, einsame Fetaschisten, außerhalb des Plans der organisierten Fetascha. Wir gehen die Straße entlang, und plötzlich hält uns ein Unbekannter auf und breitet die Arme aus. [...]
(König der Könige)

1987 beendete Mengistu Haile Mariam die Herrschaft des Derg offiziell, eine neue Verfassung eingeführt. Das Land wurde zur Volksrepublik mit einem Einparteiensystem unter der Herrschaft der Arbeiterpartei Äthiopiens. Bei den Wahlen wurde Mengistu, mittlerweile vom Volk als „Schlächter von Addis“ bezeichnet, mit 85 % zum Präsidenten gewählt.

Im Laufe der Jahre hatten sich allerdings starke Widerstände gegen den Derg organisiert, etwa die sezessionistische Volksbefreiungsfront von Tigray (einer Provinz im Norden) unter der Führung des heutigen Premiers Zenawi, die Eritreische Volksbefreiungsfront, aber auch innere linke, monarchistische oder demokratische Gruppierungen.

Nachdem die Koalition der Rebellengruppen bis 1990 große Teile des Landes unter ihre Gewalt gebracht hatte, gab Mengistu bekannt, das Land offener zu gestalten. Die Rebellen zeigten sich jedoch unbeeindruckt und führten den Kampf weiter fort. 1991 marschierten sie auf Addis Abeba und beendeten Mengistus Regierung. Der Diktator konnte nach Simbabwe fliehen, wo ihm Robert Mugabe bis heute Asyl gewährt. Die äthiopische Regierung verlangt seit Jahren vergeblich nach dem in seiner Heimat zum Tode verurteilten Mengistu, der bis heute Michael Gorbatschow für den Niedergang des sozialistischen Äthiopiens verantwortlich macht – mit dem Zusammenbruch der UdSSR blieb die benötigte Unterstützung aus. Besondere Bewunderung erfahren dafür zwei andere Menschenfreunde.

SPIEGEL (1995): Welche Staatsmänner schätzten Sie am meisten?

Mengistu: Kim Il Sung und Castro. Nordkorea ist ein wunderbares Land, und Kim war ganz anders, als ihr Westler ihn euch vorgestellt habt: Er war geistreich, rauchte, trank, erzählte Witze. Er hat mir ein Elektrizitätswerk und Werften geschenkt und für die Entsendung seiner Militärberater nichts verlangt.

Den Roten Terror verteidigte Mengistu gegenüber „The Star“ (Südafrika, 1999) so:

"We had to organise people into urban defence units and rural defence committees and peasants' associations to defend the country,"

"The so-called genocide was this war in defence of the revolution".


Liebe Grüße,

Armin

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Ständig werde ich gefragt....

Ständig werde ich gefragt, "Armin, was machst du eigentlich da unten?" :)

Also, aktuell bin ich Praktikant in der Sprachabteilung des Goethe Instituts Addis Abeba.

Das heißt, ich sitze in einem Büro und erledige Alltagsdinge und löse Alltagsprobleme. Zum Beispiel kümmere ich mich um Sprachschüler, die irgendwelche Informationen brauchen, Zertifikate oder sich zu Kursen anmelden wollen. Ich versorge Interessenten mit Informationen zu unseren Kursen und bearbeite andere Anfragen zum Spracherwerb.
Ich unterstütze meine Kollegen bei Organisatorischem, wie dem Entwurf neuer Flyer, Bestellung vom Lehr- wie Werbematerialien und der Kommunikation mit anderen Instituten, Behörden usw.
Dazu kommt die Zusammenarbeit mit den Lehrern, Beschaffung von Material für sie, Organisation von Technik und Besprechung von Verbesserungen.

In dieser Woche, wo ich alleine bin, habe ich außerdem den Verkauf von Lehr- und Wörterbüchern übernommen. So langsam blicke ich sogar bei der vermaledeiten Vertriebs-Software durch, die ich dazu verwende. Ich hab ja schon mit einigen solchen Produkten gearbeitet, so wenig intuitiv verständlich war mir davon keine.

Als mein kleines, eigenes Projekt habe ich außerdem begonnen, die Lehrer- und Lehrbibliothek zu katalogisieren. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich unglaublich ordnungswütend bin. D.h., wenn sonst nichts los ist, schnappe ich mir wieder einen Stapel Bücher, und trage diese in eine Excel-Tabelle mit den entsprechenden Daten ein. Wenn das fertig ist, überlege ich mir ein geeignetes System zur Kategorisierung, dann werde ich die Bücher etikettieren und mir schließlich dazu ein Prinzip ausdenken, wie man am wenigsten umständlich Bücher an Lehrer verleiht und diese auch bald wiederbekommt... ;)

Im November werde ich wohl auch mal im Unterricht hospitieren, wobei ich selber keinen Unterricht geben kann, dafür fehlt mir sowohl der didaktische wie auch der fachliche Hintergrund, und zuletzt natürlich auch das entsprechende Zertifikat.

Außerdem werde ich, wenn die Sprachabteilung wieder voll besetzt ist, in die Programmabteilung wechseln. Ich finde das gut, so bekomm ich von beiden Bereichen was mit.

Achja, bevor ich es vergess': Ein Satz in diesem Beitrag ist schamlos erstunken und erlogen.

Liebe Grüße,
Armin

Montag, 18. Oktober 2010

Debre Libanos

















Ein wundervolles Wochenende liegt hinter mir. Ach was, wundervoll. Atemberaubend! Fantastisch! Gewaltig! Incroyable!
Unser kleines Grüppchen, bestehend aus meinen beiden Mitpraktikantinnen Luisa und Katrin, einem französischen Pärchen (? Wir waren uns nicht sicher), Natalie, einer hierlebenden Fotografin und selbstverfreilich meiner Person, haben uns am Samstag in aller Frühe nach Debre Libanos begeben und die Nacht von Samstag auf Sonntag dort verbracht.
Debre Libanos ist ein Kloster, das unglaublich unspektakulär ist und deswegen gibt’s auch keine Fotos von mir. Deswegen, und weil die geschäftstüchtigen Türsteher keine Fotos auf dem heiligen Gelände erlauben, zumindest solange man nicht den Beutel zückt.
Eine genauso unspektakuläre Kirche gabs zudem, aber für den Eintritt waren wir auch zu geizig, obwohl wir die beiden ersten Bedingungen (keine menstruierenden Frauen und keine Personen, die in den letzten 48 Stunden Geschlechtsverkehr hatten) wohl erfüllt hätten.
Nichtsdestotrotz gibt’s was darüber erzählen, einfach deswegen, weils witzig ist. Gegründet wurde Debre Libanos nämlich von Teklu Haimanot, einem der beliebtesten Heiligen des Landes. Sein erstes Wunder konnte Teklu schon vor seiner Geburt wirken, als er den Erzengel Michael beschwor, einen räuberischen Heidenkönig zu bezwingen. In seiner Kindheit und Jugend bewirkte Teklu eine Reihe bemerkenswerter Wunder, als Zehnjähriger hatte er bereits Wasser in Wein verwandelt und als Erwachsener hatte er schließlich JEDES Wunder, dass im Alten wie im Neuen Testament beschrieben wird, ebenfalls gewirkt. Nachdem er das Alles gemacht hatte, wusste er auch nicht mehr, wie es jetzt weitergehen sollte. Also suchte er sich eine Höhle, schlug ein paar Nägel in die Wand, stach sich daran fest, so dass er immer stehen konnte, und begann zu beten. Nach ein paar Jahren ist ihm dann ein Bein abgefallen, aber das hat ihn nicht gestört und er ist bis zu seinem Tode im Alter von 99 Jahren auf einem Bein gestanden und hat weiterhin gebetet.
Soviel zu Debre Libanos, denn das Besondere an dem Ausflug war schließlich die Umgebung. Nachdem wir bis zum Kloster mit einem Bus gefahren wurden, bin ich mit Martin, dem Franzosen, die 4 km zu unserer Lodge hochgewandert, die anderen sind mit einem Taxi gefahren. Die Wanderung hat sich gelohnt, nicht nur haben wir die ersten fantastischen Ausblicke auf das Tal bekommen, sondern auch eine Vielzahl freilebender Baboons gesehen.
Von der Lodge aus hatten wir einen grandiosen Ausblick auf das Tal. Es hat schon was, wenn man mit Talblick frühstücken kann. Von der Lodge aus war es nur ein kleiner Fußmarsch zur Portugiesischen Brücke, die über eine Wasserquelle/Wasserfall führt und aus Eierschalen gebaut wurde. Ob sie tatsächlich von Portugiesen gebaut wurde, ist umstritten. Mir hat man erzählt, Cristóvão da Gama, Vasco da Gamas Sohn, hat sie bauen lassen, nachdem er den Äthiopiern militärisch zur Seite stand, als das Sultanat Adal eine islamische Expansion plante.
Nachdem man die Brücke passiert hat, kann man noch eine Weile an der Schlucht entlang marschieren. Mit den beiden Franzosen habe ich das getan und mir dabei einige der schönsten Eindrücke der Gegend wie auch einen fantastischen Sonnenbrand geholt.
Einige wenige Bilder habe stelle ich hier rein.
Mehr Bilder gibt es übrigens hier!

Liebe Grüße
Armin

Freitag, 15. Oktober 2010

Night fever, night feveeeeeeeeheheher...

Ich verbringe gerne Abende daheim. Ich lese. Ich schaue mir gerne auch mal eine Serie an. Ich schreibe sogar, dann lese ich das Geschriebene und dann lösche ich es wieder. Angeblich bin ich ein Stubenhocker, wenn ich nur unter der Woche nicht ausgehe. Sagen zumindest meine Mitpraktikantinnen. Sinngemäß.

Deswegen war ich diese Woche gleich zweimal unterwegs. Und man mag Addis Abeba nicht für eine Weltstadt halten, aber das Nachtleben hier taugt mir.

Zumindest die beiden Clubs, die ich besucht habe, sind absolut nach meinem Geschmack. Ob hier in Addis tatsächlich eine ausgeprägte Live-Musik-Kultur herrscht, vermag ich noch nicht zu sagen, aber ich konnte an beiden Abenden zwei Bands sehen, die mir sehr gut gefallen haben. Die eine davon spielt Äthiopischen Jazz, die anderen waren eine Cover-Band, die alle möglichen Charthits (von Michael Jackson, Rihanna, Beyonce usw) als Reggae-Versionen gespielt haben, aber das richtig gut und musikalisch auf hohem Level.
Wenn die Clubs nicht so weit weg von meinem Wohnort wären, würde ich da auch öfters hinfahren, aber die Taxifahrerei ist mir auf Dauer zu teuer.

Praktischerweise lernt man in diesen Clubs auch die ganzen Praktikanten der anderen Institute und Organisationen kennen, so dass es heute Abend doch gleich mal auf ne WG-Party geht. Ja, hier gibt es auch WG-Parties... kleine Welt...

Soviel von meiner Seite!
Morgen gehts nach Debre Libanos, ein Kloster mit Absteige nebendran, etwa anderthalb Stunden von hier weg. Wir, eine bisher noch nicht genauer definierte Gruppe von 4 - 9.999.999 Personen, werden dort das Wochenende verbringen. Morgen gehts in aller Frühe mit dem Abenteuer-Minibus los, und ich freue mich darauf, weil die Gegend um Debre Libanos sehr ansprechend sein soll und ich endlich mal ein wenig äthiopische Landschaft mitbekommen will.

Liebe Grüße,
Armin

Ps. Meine Mandelentzündung habe ich ohne Apotheker und Do-it-yourself-OP ausgesessen. Die Mandeln kratzen zwar noch, aber es wird besser. Heute ist mein erster Tag ohne Schal, was bei 27 Grad durchaus angenehm ist.

Montag, 11. Oktober 2010

Ferengis, Stromausfälle und entzündete Mandeln

Heute mal nur ein paar kurze Absätze über die Erkenntnisse und Belanglosigkeiten der letzten Tage.

Ich bin ein Ferengi. Ein Ferengi? Moment mal, werden die einen denken, Armin, du bist doch kein Ferengi. Du bist ein Mensch, wenn überhaupt, ein Mensch aus den Vereinigten Föderationen der Planeten . Und genau genommen bist du nicht mal das, denn die Vereinigten Föderationen der Planeten gibt es erst im Jahr 2161 und auch nur im StarTrek Universum.

Der Clou ist die Aussprache. Der Ferengi wird hier „Ferendschi“ ausgesprochen und bezeichnet einen weißen Ausländer. Der Begriff ist, soweit ich das bisher verstanden habe, neutral. Auf der Straße rufen mich manchmal Leute so, und gestern hat das sogar ein maximal dreijähriges Kind lachend getan. Ist mir definitiv lieber, als ein StarTrek-Ferengi zu sein...

Stromausfälle sind hier an der Tagesordnung, wobei es für mich aushaltbar ist. Im Goethe-Institut haben wir einen eigenen Generator, der unter penetranten Sirenengeheul anspringt, wenn die Versorgung zusammenbricht. Wenn der Strom ausfällt, dann gerne richtig. In der Regel ist dann ein ganzer Stadtteil betroffen. Kürzlich bin ich in der Dunkelheit nach Hause. Er war nicht spät, aber dadurch, dass hier keine Zeitumstellung gibt, wird es hier leider schon sehr früh dunkel. Der Heimweg war durchaus spannend, denn er führt durch kleine Gassen, in denen absolute Dunkelheit herrschte. Ich habe es ausprobiert, die eigene Hand habe ich schemenhaft erkannt, nachdem sie etwa 10 cm vor meiner Nase war. Da die Gassen und Wege oft nicht gepflastert sind, sondern im Gegenteil aus einer Reihe von spitzen Stolpersteinen besteht, war das einer der aufregendsten Heimwege überhaupt, zumal man außerdem darauf achten musste, nicht in einen entgegenkommenden Blindgänger zu laufen.
Auf den großen, befahrenen Straßen hat man dann dank der Autobeleuchtung mehr gesehen. Nichtsdestoweniger war der Anblick irgendwie absurd, weil es gerade mal 20 Uhr war und absolutes Treiben herrschte, nur eben bei relativ wenig Licht.
Daheim angekommen habe ich mich noch eine Stunde in den Garten gesetzt und dem Hund ein paar Streicheleinheiten verpasst. Was soll man sonst tun, wenn man im Zimmer nix sieht? So hab ich auch mitbekommen, wie der Strom zurückgekehrt ist, nämlich unter einem gewaltigen Jubel. Zum Vergleich: etwa so, wie wenn Deutschland gerade das 2:0 gegen Argentinien in einem WM-Viertelfinale schießt.
(Eine halbe Minute später ist der Strom wieder ausgefallen, wieder unter Gejohle aus allen Himmelsrichtungen.. ;) )

Ach so ja, und ich hab entzündete Mandeln, schon seit fast einer Woche. Ich trage brav einen Schal, trinke viel warmes, schwitze Nachts, aber mein Zustand ist unverändert kratzhalsig. Anscheinend geht derzeit was rum, aber es geht ja immer irgendwo irgendetwas rum, also ist das kein Grund, krank zu werden. Da es mittlerweile etwas nervt, gehe ich, wenn bis morgen keine Besserung eintritt, entweder in die Apotheke oder schneide mir die Mandeln selber raus. Das entscheide ich dann spontan.

Soviel von mir! Ich hoffe, euch Ferengis daheim geht’s auch gut. Möget ihr von Stromausfällen und Mandelentzündungen verschont bleiben.

Liebe Grüße,
Armin

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Entoto - über den Dächern von Addis

So, nun sind einige Tage seit dem letzten Eintrag vergangen, aber ich hab’s einfach nicht früher geschafft. Außerdem ist es gar nicht so einfach, da ich von Äthiopien der Zensur wegen nicht auf meinen Blog zugreifen kann. Aber dafür gibt es Lösungen, und zudem freut es mich zu verkünden, dass ich letzten Sonntag tatsächlich W-Lan gefunden habe und dann auch endlich den Treiber für meine Kamera runterladen konnte, die Bilder auf mein Notebook und von da weiter per USB an ein internetfähiges Gerät im Büro…
Die letzten Tage waren sehr ausgefüllt, da hier eigentlich stets volles Programm herrscht. Unter der Woche befand ich mich bis mindestens 17:30 (in D 16:30) im Büro, doch auch die Abende waren verplant.
Aber der Reihe nach… Am Freitag war die Woche sauber ausgeklungen; das Goethe-Institut (sowie andere Institutionen) war beim Botschaftsempfang vertreten, was ausgesprochen unterhaltsam war. Ein kleines, subjektives Highlight für mich war die Riesenschildkröte, die hinter unserem Stand gewartet, geschlafen, verharrt, möglicherweise philosophiert hat… jedenfalls hat sie sich stundenlang keinen Zentimeter bewegt. So würde ich auch 100 Jahre alt werden! Als sich die Gesellschaft dann etwas lichtete, hangelte sich ein Affe aus dem Bäumen und suchte nach Essensresten.
Ich hab mindestens so große Augen gemacht wie Mila Superstar und auch gelacht wie die Sonne über Fujiyama, aber meine Umgebung war nicht so beeindruckt. „Siehste hier dauernd…“, hieß es. Ich hatte bislang keine freilebenden Affen gesehen, und deswegen lege ich Wert darauf, dass das hier erwähnt wird.
Mit meinen beiden Mitpraktikantinnen wurde der Samstag dann zum Ausflugstag erklärt. Dazu gesellten sich außerdem Zakarias, einer unserer Deutschlehrer und Igor, ein herausragender Pianist (aber dazu später mehr).
Der Ausflug führte uns zum Entoto, den Hausberg von Addis Abeba. Dazu einen kurzen Schwenk in die Geschichte:
Addis Abeba wurde erst sehr spät gegründet, nämlich 1886. Seit 1881 residierte Menelik II., der damalige König von Shewa und spätere Kaiser von Abessinien auf dem Mount Entoto, was sowohl politische als auch traditionelle Gründe hatte. Der Entoto war bereits öfters als herrschaftliche Residenz ausgewählt worden.
Meneliks Frau aber, Taytu Betel, eine - wie die Geschichte später bestätigte - äußerst entscheidungsfreudige Frau, fand den neuen Wohnsitz eher mittelprächtig. „Zu kalt, zu windig, bäh!“, dachte sie sich und als Menelik II. 1886 dann geschäftlich weg musste, nutzte Taytu die Gunst der Stunde und verlegte den gemeinsamen Wohnsitz kurzerhand ins Tal. Da gab es warme Quellen und es herrschte ein, damals wie heute, außergewöhnlich angenehmes Klima.
Ich weiß nicht genau, wie Menelik II. bei seiner Rückkehr reagiert hat (in meiner Fantasie ist der gute Mann nach monatelanger Reise durch die äthiopische Wildnis komplett fertig diesen verdammten Berg hochmarschiert, hat sich auf ein warmes Bad gefreut, einen Honigwein vielleicht dazu… und dann klebt am Zelt ein Zettel mit „Schatz, sind umgezogen! Komm wieder runter. Hdl Taytu.“) – überliefert ist jedenfalls, dass er die Idee super fand, weil endlich genug Platz für eine ganze Stadt vorhanden schien. 1892 nannte die Stadt dann Addis Abeba, „neue Blume“, und machte sie zur Hauptstadt Äthiopiens.

Aber zurück zum letzten Samstag. Der Entoto ist auf jeden Fall einen Ausflug wert, wenn man schon mal da ist, aber extra herkommen braucht man deswegen nicht. ;) Der Weg nach oben, (wir haben übrigens alles motorisiert zurückgelegt) führt durch eine arme, aber traditionelle Gegend und nicht selten kommt einem eine Herde Esel oder Schafe entgegen. Die touristische Attraktion auf dem Berg sind die Marienkirche und der Palast Meneliks II. Ich muss sagen, ich war ein wenig enttäuscht. Der 1889 erbaute Palast ist etwas unspektakulär. Natürlich ist es ein historisches Bauwerk, und natürlich darf man nicht Maßstäbe anderer Bauwerke aus der Zeit oder 2000 Jahre davor ansetzten, aber irgendwie hatte ich mir mehr erhofft.
Nebenan gibt es noch ein kleines Museum, welches einige Bilder, Werkzeuge, Waffen, Kleidungsstücke etc. zeigt. Leider, und das scheint hier ein häufigeres Problem der Museen zu sein, wird dazu recht wenig erklärt. Manchmal weiß man nicht, von wann das Objekt ist oder versteht den geschichtlichen Kontext nicht, was schade ist, weil Informationen zum Ausstellungsstück die doch spärliche Auswahl erheblich aufwerten würden.
Abgesehen davon bietet der Entoto allerdings einen sehr schönen Ausblick auf Addis Abeba, den ich natürlich auch gerne mit euch teilen möchte.
Direkt vom Entoto sind wir wieder in Stadt gefahren, und haben ein Tej getrunken. Tej (sprich: Tedsch), das ist ein Honigwein, der extrem süß schmeckt und auf nüchternen Magen ganz schön reinhaut. Serviert wird Tej in einem Berele, das ist ein Glaskolben. Nach dem Tej bin ich erst mal heimgefahren und musste eine Stunde schlafen…

Am Abend dann hatte ich die Chance, in das Nachtleben von Addis einzutauchen. Tatsächlich hat die Stadt diesbezüglich so manches zu bieten. Man muss zwar in eine der gefühlt finstersten Ecken der Stadt fahren und an die Tür eines von außen dunklen Einfamilienhauses klopfen. Drinnen erwartet einen dann aber ein sehr gutes Restaurant namens Serenade mit den für hier typisch hohen Räumen. Das Lokal besticht durch sein Ambiente. Da es auf mehrere kleine Räume aufgeteilt ist, in denen jeweils nur etwa vier Tische stehen, ergibt sich eine sehr angenehme Atmosphäre.

Mein persönliches Highlight war der anschließende Besuch in einer traditionellen Stube, in der hauptsächlich Äthiopier unterwegs waren. Die Gäste saßen auf Kissen am Rand eines größeren Raums, während in der Mitte ein Sänger mit einer Massinqo, einer Art Geige, umherspazierte.
Zur Einleitung wurden melanchonische Klänge angeschlagen, allmählich aber wurde das Ganze komischer und schließlich ging der Sänger über zu improvisieren und seine Späßchen mit den Gästen zu machen.
Ein dankbares Opfer waren wohl wir, denn wir konnten nichts verstehen. Einer unserer äthiopischen Begleiter meinte, dass die Witze teilweise etwas flach und unverschämt gewesen wären und verglich den Humor etwa mit dem Stefan Raabs… Wie dem auch sei, wir hatten uns gut amüsiert. Irgendwann setzten dann auch Trommeln und weitere Instrumente ein, der Sänger verschwand im Hintergrund und Tänzer traten auf. Die Äthiopier tanzen vor allem mit den Schultern. Um zu unterstreichen, wie schwierig das ist, wurden Gäste aufgefordert mitzumachen, beginnend selbstverständlich mit mir. Das mag ich ja so gerne… naja, so konnten auch wir noch ein wenig zur allgemeinen Erheiterung beitragen. :)

Liebe Grüße,
Armin

Sonntag ist ein Tag der Ruhe....

Das kommt wohl daher, weil man Samstag abends feiern geht und dringend ausschlafen muss. :)
So habe ich es auch gehalten, und deswegen bin am Sonntag auch erst irgendwann im Laufe des Vormittags wieder auf der Suche nach einem W-Lan Café gewesen. Nach zwei vergeblichen Versuchen („no Connection today!“) habe ich dann in der Lobby des Jupiter Hotels tatsächlich W-Lan bekommen. Ein ganz persönliches Highlight für mich, der Kaffee dort kostet zwar unverschämte 15 Birr (65 cent), aber er ist es wert!
Mit meiner Mit-Praktikantin Katrin habe ich danach das Äthiopische Nationalmuseum angesehen.

Äthiopien wird ja gerne als „Wiege der Menschheit“ bezeichnet, und das liegt vor allem daran, dass Donald Johansson, ein US-amerikanischer Paläoanthropologe, 1974 ein Skelett gefunden hat. Dieses Skelett stammte von einem weiblichen, vielleicht auch männlichen Australophitecus und ist 3,2 Mio. Jahre alt. Das Fossil trägt den Namen AL 288-1, aber da irgendjemand in dem Ausgrabungslager ein großer Beatles-Fan war und ständig das Lied „Lucy in the Sky with Diamonds“ lief, hat man das Skelett zuerst spaßhaft, später dauerhaft Lucy genannt.

Lucy befindet sich heute in Houston, da die Lagerung in Addis Abeba zu gefährlich war. Dennoch ist der paläontologische Teil im Keller des Museums mit Sicherheit der am besten aufbereitete. Die reichlichen Funde sind gut dokumentiert und dargestellt. Leider ist das für den Rest des Museums nicht zutreffend. „Sie haben nicht viel, und sie machen leider auch nicht viel daraus“, hat ein kluger Kopf nach dem Besuch gesagt, und dieser Kopf sitzt auf meinem Hals. In den drei Etagen, die sich mit dem Rest der Geschichte befassen, ist im Grunde alles irgendwie untergebracht, was man hat. Zwar sollen den einzelnen Stockwerken verschiedene Epochen zugeordnet sein, gemerkt habe ich davon allerdings recht wenig. Objekte stehen an den Wänden, ohne Dokumentation, ohne geschichtlichen Kontext und das hinterlässt einen faden Beigeschmack. Während man vor wirklich interessanten Zeitzeugnissen steht und diese versucht, einer Epoche zuzuordnen, wird man dauerhaft beschallt, weil die Muesumscrew am Eingang gemeinsam vor dem laufendem Fernseher sitzt.
Das klingt etwas negativer, als es gemeint war. Ich für meinen Teil habe das Museum dennoch sehr spannend gefunden, weil, wenn auch ohne Hinweis auf Wer, wann und wo eine Reihe interessanter, alter Fotografien von Einheimischen dargestellt waren. Außerdem findet man im zweiten Stock eine schöne Auswahl zeitgenössischer Kunst. Eines der Bilder habe ich reingestellt, es heißt „Die Schlacht von Adwa (Adua)“. Ich nenne es „Black Gandalf going berserk“.
Und wenn wir schon dabei sind: Was hat es mit der Schlacht von Adwa auf sich?
Die Schlacht von Adwa fand 1896 statt und war der Höhepunkt des Italienisch-Äthiopischen Kriegs. Dieser Krieg beruhte auf den italienischen Expansionswünschen, Teile Ostafrikas zu besetzen. Nach einem erfolglosen Versuch 1887 gelang den Italienern 1889 die Besetzung Eritreas. Im selben Jahr kam es zu einem Freundschaftsvertrag zwischen Italien und dem Kaiserreich Abessinien. Blöderweise stimmten die italienische Version und amharische Version des Vertrags nicht überein, so dass Menelik II. ziemlich erstaunt war, als Italien den anderen europäischen Großmächten verkündete, Abessinien sei jetzt italienisches Protektorat. Es kam, wie es kommen musste: Menelik II. kündigte den Vertrag, Italien blockierte die Küste und versorgte Gegner Meneliks mit Waffen. Im Sommer 1895 griff Abessinien dann mit Unterstützung der Franzosen an. Italien „gewann“ im Dezember selben Jahres die Schlacht um Amba Agali, als 30.000 Äthiopier 2.400 Italiener angriffen, von denen 600 überlebten.
Damit endete aber das italienische Schlachtenglück. 1896 kam es zur Schlacht von Adwa, als 80.000 bis 150.000 (ganz sicher ist das wohl nicht) äthiopische ca. 18.000 italienische Soldaten angriffen. Die Niederlage war für Italien verheerend. 2.500 Soldaten konnten entkommen, 3.000 gerieten in Gefangenschaft. Auf äthiopischer Seite kamen 10.000 Soldaten ums Leben. Die Niederlage führte zur Regierungskrise in Italien und beendete den Äthiopienfeldzug fürs erste (Mussolini entdeckte dann später seine Ansprüche auf das Gebiet, aber dazu ein anderes Mal).
Der Siegestag (1. März) der Schlacht von Adwa ist bis heute ein Nationalfeiertag in Äthiopien.


“After the victory over Italy in 1896, Ethiopia acquired a special importance in the eyes of Africans as the only surviving African State. After Adowa, Ethiopia became emblematic of African valour and resistance, the bastion of prestige and hope to thousands of Africans who were experiencing the full shock of European conquest and were beginning to search for an answer to the myth of African inferiority."
(Molefe Asante)