So habe ich es auch gehalten, und deswegen bin am Sonntag auch erst irgendwann im Laufe des Vormittags wieder auf der Suche nach einem W-Lan Café gewesen. Nach zwei vergeblichen Versuchen („no Connection today!“) habe ich dann in der Lobby des Jupiter Hotels tatsächlich W-Lan bekommen. Ein ganz persönliches Highlight für mich, der Kaffee dort kostet zwar unverschämte 15 Birr (65 cent), aber er ist es wert!
Mit meiner Mit-Praktikantin Katrin habe ich danach das Äthiopische Nationalmuseum angesehen.
Äthiopien wird ja gerne als „Wiege der Menschheit“ bezeichnet, und das liegt vor allem daran, dass Donald Johansson, ein US-amerikanischer Paläoanthropologe, 1974 ein Skelett gefunden hat. Dieses Skelett stammte von einem weiblichen, vielleicht auch männlichen Australophitecus und ist 3,2 Mio. Jahre alt. Das Fossil trägt den Namen AL 288-1, aber da irgendjemand in dem Ausgrabungslager ein großer Beatles-Fan war und ständig das Lied „Lucy in the Sky with Diamonds“ lief, hat man das Skelett zuerst spaßhaft, später dauerhaft Lucy genannt.
Lucy befindet sich heute in Houston, da die Lagerung in Addis Abeba zu gefährlich war. Dennoch ist der paläontologische Teil im Keller des Museums mit Sicherheit der am besten aufbereitete. Die reichlichen Funde sind gut dokumentiert und dargestellt. Leider ist das für den Rest des Museums nicht zutreffend. „Sie haben nicht viel, und sie machen leider auch nicht viel daraus“, hat ein kluger Kopf nach dem Besuch gesagt, und dieser Kopf sitzt auf meinem Hals. In den drei Etagen, die sich mit dem Rest der Geschichte befassen, ist im Grunde alles irgendwie untergebracht, was man hat. Zwar sollen den einzelnen Stockwerken verschiedene Epochen zugeordnet sein, gemerkt habe ich davon allerdings recht wenig. Objekte stehen an den Wänden, ohne Dokumentation, ohne geschichtlichen Kontext und das hinterlässt einen faden Beigeschmack. Während man vor wirklich interessanten Zeitzeugnissen steht und diese versucht, einer Epoche zuzuordnen, wird man dauerhaft beschallt, weil die Muesumscrew am Eingang gemeinsam vor dem laufendem Fernseher sitzt.
Das klingt etwas negativer, als es gemeint war. Ich für meinen Teil habe das Museum dennoch sehr spannend gefunden, weil, wenn auch ohne Hinweis auf Wer, wann und wo eine Reihe interessanter, alter Fotografien von Einheimischen dargestellt waren. Außerdem findet man im zweiten Stock eine schöne Auswahl zeitgenössischer Kunst. Eines der Bilder habe ich reingestellt, es heißt „Die Schlacht von Adwa (Adua)“. Ich nenne es „Black Gandalf going berserk“.
Und wenn wir schon dabei sind: Was hat es mit der Schlacht von Adwa auf sich?
Die Schlacht von Adwa fand 1896 statt und war der Höhepunkt des Italienisch-Äthiopischen Kriegs. Dieser Krieg beruhte auf den italienischen Expansionswünschen, Teile Ostafrikas zu besetzen. Nach einem erfolglosen Versuch 1887 gelang den Italienern 1889 die Besetzung Eritreas. Im selben Jahr kam es zu einem Freundschaftsvertrag zwischen Italien und dem Kaiserreich Abessinien. Blöderweise stimmten die italienische Version und amharische Version des Vertrags nicht überein, so dass Menelik II. ziemlich erstaunt war, als Italien den anderen europäischen Großmächten verkündete, Abessinien sei jetzt italienisches Protektorat. Es kam, wie es kommen musste: Menelik II. kündigte den Vertrag, Italien blockierte die Küste und versorgte Gegner Meneliks mit Waffen. Im Sommer 1895 griff Abessinien dann mit Unterstützung der Franzosen an. Italien „gewann“ im Dezember selben Jahres die Schlacht um Amba Agali, als 30.000 Äthiopier 2.400 Italiener angriffen, von denen 600 überlebten.
Damit endete aber das italienische Schlachtenglück. 1896 kam es zur Schlacht von Adwa, als 80.000 bis 150.000 (ganz sicher ist das wohl nicht) äthiopische ca. 18.000 italienische Soldaten angriffen. Die Niederlage war für Italien verheerend. 2.500 Soldaten konnten entkommen, 3.000 gerieten in Gefangenschaft. Auf äthiopischer Seite kamen 10.000 Soldaten ums Leben. Die Niederlage führte zur Regierungskrise in Italien und beendete den Äthiopienfeldzug fürs erste (Mussolini entdeckte dann später seine Ansprüche auf das Gebiet, aber dazu ein anderes Mal).
Der Siegestag (1. März) der Schlacht von Adwa ist bis heute ein Nationalfeiertag in Äthiopien.
“After the victory over Italy in 1896, Ethiopia acquired a special importance in the eyes of Africans as the only surviving African State. After Adowa, Ethiopia became emblematic of African valour and resistance, the bastion of prestige and hope to thousands of Africans who were experiencing the full shock of European conquest and were beginning to search for an answer to the myth of African inferiority."
(Molefe Asante)
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